Montag, 25. Januar 2010

Wo ist die Zeit nur hin?

Seit ich das letzte Mal von mir hören ließ, sind nun mehr als 2 Monate vergangen und ihr habt euch sicher schon gefragt, ob ich es denn überhaupt irgendwann noch einmal schaffe, an meinem Blog zu schreiben. Die Antwort ist : JAAA!

Heute Abend sollte ich eigentlich 200 Seiten über den Eisenhower, Johnson und den Vietnamkrieg lesen. Stattdessen verschiebe ich das auf morgen und berichte lieber, was Amerika in den letzten Monaten so zu bieten hatte.

Wenn ich mich recht erinnere, schloss mein letzter Beitrag mit ein paar Worten zu den Herbstferien. Danach habe ich erstmal eine Weile nicht viel gemacht außer für die Uni gestrebt, schließlich bin ich ja hier zum Studieren. Knapp 4 Wochen nach meinem Kurzurlaub habe ich mich dann aber wieder auf die Reise gemacht und bin über Thanksgiving zu meiner Gastfamilie nach New York gefahren. Nein, nicht New York City. Dansville, New York, welches auch 4 Jahre nach meinem Austauschjahr immer noch ein kleines Kaff ist, in dem jeder jeden kennt und zu Thanksgiving eben alle nach Hause kommen. Da inzwischen alle meine Freunde von damals 21 oder älter sind, wurde das große Wiedersehen in die zwei Bars auf der Main Street verlegt und es wurde feucht fröhlich gefeiert, dass nun manche schon mit der Uni fertig sind, Eltern werden oder geheiratet haben. Einige haben sich seit 2005 aber auch gar nicht verändert und arbeiten jetzt eben hinterm Tresen... Es war schon ein komisches Gefühl, so viele Leute von damals wiederzusehen und in Erinnerungen zu schwelgen, die viel zu weit zurück zu liegen scheinen (Darf ich an dieser Stelle kurz bemerken, dass ich mich äußerst bemühen muss, in einem adäquaten Deutsch zu schreiben... :/) Nach der sehr bewegenden Nacht in der Bar, gab es am nächsten Tag dann das traditionelle Thanksgiving Dinner mit Truthahn und Stuffing und Mashed Potatos und Sqash und Rolls und... PIE!!! Für mein Stück Schoko-Erdnussbutter-Pie habe ich 4 Stunden gebraucht (mit Mittagsschlaf) und habe am Ende doch nur die Hälfte geschafft. Ein Wurstbrötchen wäre mir lieber gewesen.




Zurück in Chapel Hill konnte ich mich der großen Lernerei dann auch nicht mehr länger entziehen. Finals standen an und die Bibliotheken waren noch voller als sonst. Einen Platz zu finden war bisweilen unmöglich und deshalb gab es Essen auch nur in Schichten. Ein lustiges Erlebnis, jedoch auch gepaart mit Schlafzeiten, die einen wirklich in den Wahnsinn trieben. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so wenig und so unregelmäßig geschlafen. Aber mit tollen Freunden und Mitbewohnern schafft man das alles.




Zur Belohnung habe ich für alle ein tolles deutsches Weihnachtsessen veranstaltet, mit Rolf Zuckowski und dem Thomanerchor... LIVE! Nein, natürlich nur aus dem Computer, aber es war unglaublich schön den großen Stollen zu teilen, den mir Mama und Papa aus Deutschland geschickt hatten und über Weihnachten in verschiedenen Ländern zu philosophieren. Ich wüsste nämlich zum Beispiel nicht, dass man Santa Claus in Großbritannien stets ein Gläschen Schnaps zu den Keksen stellt!



Das Semester war dann am 17. Dezember endgültig vorbei und mit dreimal B+ und einmal B bin ich auch wirklich zufrieden gewesen, auch wenn ich wenigstens in meinem Rhetorikkurs gern eine A gehabt hätte (ich rede ja nun wirklich genug...). Nach der viele Arbeit war ich aber auch einfach nur froh, fertig zu sein. Am letzten Abend gab es dann noch einen "International Pubcrawl" und die große Mehrheit der Austauschstudenten, besonders jene, die nur für ein Semester in North Carolina waren, traf sich auf der Franklin Street um zu feiern und sich auf Wal-Mart T-Shirts zu verewigen. I will miss y'all!!!



Gleich am nächsten Tag hab ich meine Tasche gepackt um noch einmal für eine Woche zu meiner Gastfamilie zu fahren, um dort ein schönes Familien-Weihnachten zu verbringen. Meine Gastcousine und ihr Verlobter hatten sich bereiterklärt, mich auf ihrer Fahrt von Myrtle Beach nach Dansville unterwegs aufzusammeln. Leider wurde unsere Reise nach New York von einem historischen Schneesturm begleitet, der die gesamte Ostküste bis hinunter nach South Carolina mit einer dicken Schnee- und Eisschicht bedeckte und uns zwang, zweimal in Hotels zu übernachten. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h und Sichtweiten von etwa 5m bringen einen nämlich nicht sonderlich weit. So wurde aus einer Durchschnittsfahrtzeit von ca. 12 Stunden eine fast 3-tägige Fahrt. Letztendlich sind wir dann aber in Dansville angekommen und ich habe über Weihnachten viel geschlafen, Unmengen Kekse gebacken und Zeit mit meinen alten Freunden und meiner Gastfamilie verbracht. Und in der Kirche war ich am heiligen Abend auch.



Am 27. Dezember ging es dann für Lizzy, Nick und mich wieder zurück in den Süden (der jedoch nicht signifikant wärmer war als der Norden). Die Fahrt war dieses Mal unproblematisch und ging recht schnell, sodass ich dann noch genug Zeit hatte das Haus zu putzen und alles für Stefans Ankunft vorzubereiten.

Am Montag war es dann so weit und ich machte mich abends auf den Weg zum Flughafen, um Stefan abzuholen. Er kam überpünktlich in Raleigh an und mir kam es vor, als hätte ich ihn vielleicht eine oder zwei Wochen nicht gesehen, aber nicht als wären es über 4 Monate gewesen. Schnell haben wir noch unser reserviertes Mietauto abgeholt und dann ging es nach ab nach Hause. Leider ist Stefan gleich am nächsten Tag krank geworden, sodass aus meinen ausgeklügelten Plänen nichts wurde und wir gezwungen waren, uns auf Spaziergänge in Chapel Hill zu beschränken. In die Mall haben wir es dann aber auch noch geschafft, schließlich sollte Stefan ja nicht mit leeren Händen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurückkehren.







Silvester haben wir gemütlich mit Beata und ihrer Familie in Winston-Salem verbracht, wo wir am Neujahrstag sogar noch eine ausführliche Tour bekamen - inklusive Besuche von Krispy Kreme und Cookout, die beide in der Region ihren Ursprung haben. Vollgestopft mit Donuts und Milchshakes ging es dann am frühen Abend zurück nach Chapel Hill. Wir mussten ja noch ein paar Vorbereitungen für unseren Winterurlaub treffen und die Taschen packen, weil es Montagmorgen sehr früh losging.











Gen Utah sollten wir fliegen, einmal quer über die Staaten hinweg! Alles klappte wir geschmiert und Montagabend erreichten wir Salt Lake City bei Sonnenuntergang - sowas hab ich wirklich noch nie gesehen. Dienstag bis Samstag ging es dann jeden Tag auf die Pisten, wir hatten Lift-Tickets für das Park City Mountain Resort (gleich vor der Haustür), The Canyons (ein wenig außerhalb von Park City, aber mit dem Skibus gut zu erreichen) und Snowbird (etwa 1 1/2 Stunden von Park City entfernt und für meine Begriffe ziemlich spektakulär). Ich muss zugeben, dass mich die Rockies schon vor größere Herausforderungen gestellt haben, als ich erwartet hätte - aber es war ein unbeschreiblicher Urlaub und ich hoffe sehr, irgendwann dorthin zurückkehren zu können. Dann mit etwas mehr Mut und Können ;)















Am Sonntag kamen wir dann nachts wieder in Chapel Hill an, in Gedanken noch im Schnee, aber eigentlich schon mit halbem Fuß wieder in auf dem Campus. Der erste Tag des neuen Semesters stand an und mein Stundenplan war natürlich wieder nur halb voll... Glücklicherweise brauchte ich dieses Mal aber nur zwei Tage und einen Termin bei der Studienberatung um alles zu klären. Für die nächsten 4 Monate belege ich jetzt

POLI 431 - Democratization in Africa
POLI 443 - US Foreign Policy: Formulation and Conduct
POLI 446 - Defense Policy and National Security
HIST 212 - History of Sea Power
PHYA 225 - Beginning Racquetball

3 der Kurse gehören, wie auch schon POLI 150 im letzten Semester, zu einem speziellen Studiengang hier an der UNC: "Peace, War, and Defense". Ich glaube, wenn ich immer hier studiert hätte, wäre das genau das Richtige für mich gewesen...

Anyway. Die erste Woche Uni, auch weil Stefan ja noch hier war, war recht Party-lastig: PT's 90er Party am Dienstag, Library und Cellar am Donnerstag, Jack Sprat und Dominospielen am Freitag, Samstag ging es auf eine sehr, sehr abgespacete Party in der St. Anthony's Verbindung. Stefans Freund Joey aus Charlotte, den er in Schweden kennen gelernt hatte, war zu Besuch gekommen und wir waren bei Line "vorglühen" (ich bin gefahren, deshalb gab's für mich Mountain Dew) und sind dann zu der Party gefahren, bei der man glaub ich seine sexuelle Identität am Einlass abgegeben hat... *hust... Ein sehr interessantes Spektakel, aber ein schlechter Ort zum nüchtern sein. Egal. Die Musik war gut!





Ich musste nebenbei auch noch in die Uni, aber mittags hatte ich stets ein zuverlässiges Lunch-Date. Es gab meist Reis/ Nudeln mit Hühnchen aus dem Asia-Teil der Mensa. Meine Bücher für das neue Semester hab ich auch gleich gekauft (und Stefan hat sie heim getragen :D) und Stefan ist sogar mal mit zur History Of Sea Power Vorlesung mitgekommen.

Um seine Carolina-Experience noch zu vervollständigen, waren Stefan und ich am Samstag noch beim Basketball. Ich hatte von einer Freundin noch ein zweites Ticket ergattern können und Paulas Freund Matt war so nett, Stefan seinen Studentenausweis zu leihen. Das Spiel war ausverkauft und super spannend. Am Anfang schienen die Tar Heels noch haushoch zu verlieren, aber am Ende schafften sie es sogar noch für ein paar Minuten die Führung zu übernehmen. Leider waren die Jungs von Georgia Tech aber doch besser und wir verloren das Spiel mit nur 2 Punkten Unterschied. What a Shame!









Nachdem Joey am Sonntag irgendwann gefahren war, haben Stefan und ich noch einen kleinen Ausflug ins Ackland Museum of Art, welches zur Uni gehört, unternommen. Es gab eine Ausstellung zur Seidenstraße zu sehen, nebst anderen, richtig tollen Kunstwerken von Rubens, Otto Dix und anderen bekannten Künstlern. Dann haben wir abends noch einen Film geschaut und sind nicht ganz so spät schlafen gegangen, weil Stefan ja am Montag wieder zurückfliegen musste.







Unseren letzten Tag haben wir dann ruhig angehen lassen. Stefans Koffer musste noch gepackt werden und zum Mittagessen haben wir uns bei B-Ski's auf der Franklin Street noch Wraps und zum Nachtisch leckeren Frozen Yogurt von YoPu geholt. Und wie im Flug waren die 3 Wochen auch schon wieder vorbei und es hieß Abschiednehmen. Ich kann nicht sagen, dass ich hoffe, dass die nächsten 4 Monate schnellstmöglich vorbei gehen - dafür gefällt es mir hier viel zu gut. Aber ich freue mich sehr auf unser Wiedersehen am 19. Mai. Ohne Zweifel.